380 kV Masten - "Schräger Stab in der Landschaft"
1. Platz österreichweit geladener Wettbewerb mit 10 Teilnehmern für einen 380 kV  Strommasten. Lage an einem sensiblen Landschaftsbereich neben dem Nockstein, ein kleines Felsmassiv östlich der Stadt Salzburg
Entwurf: Mag. arch. Edgar Spraiter
Visuelle Exponiertheit
Der Bereich Nockstein / Gaisberg ist eine landschaftlich sehr schöne Gegend und weist entsprechend gut frequentierte Wanderrouten auf. Eine dieser Routen verläuft von der Gemeinde Koppl kommend an einem Felsgrad entlang zur Spitze des Nocksteins. Kurz vor dem Anstieg dieses Weges auf den Nockstein kreuzt die geplante 380 kV Salzburgleitung. Diese kommt aus dem Süden über die umgebenden Wiesen, überquert den besagten Grad und fällt Richtung Norden über die Baumwipfel zur Bundesstraße 158 ab. Aus drei Trassenführungsmöglichkeiten hat sich die Variante „Nockstein-Mitte als die für alle Beteiligte beste erwiesen.
Um der Lage des Mastes am Grad und der damit einhergehenden visuellen Exponiertheit aus praktisch allen Himmelsrichtungen Rechnung zu tragen, wurde ein Architekten-wettbewerb ausgeschrieben. Bei diesem Verfahren ging der vorliegende Beitrag siegreich hervor.

Integration in die Landschaft
Um den Masten unscheinbar zu machen, werden die horizontalen Gitterstrukturen eines Portalmastes in Seile aufgelöst. Die stromführenden Seile und Isolatoren hängen nicht an einem Gitterbalken sondern an einem Tragseil. Dieses Seil ist ungleich schlanker als ein Gittermasten und von der Ferne kaum mehr erkennbar. Durch diese Maßnahmen integriert sich der Masten in die Landschaft.

Spiegel als perfekte Anpassung
Der Stab reflektiert wie ein Spiegel seine Umgebung. Eine Verchromung des Pylons spiegelt die umgebende Landschaft mit Bäumen und Felsen wider. Im oberen Bereich des Pylons spiegelt sich der Himmel. Dadurch wird der Pylon zwar nicht unsichtbar, die Spiegelung hat jedoch den Effekt der perfekten Anpassung.

Attraktion für Wanderer
Am Weg vom oder zum Nockstein führt der Pfad direkt beim Pylon vorbei. Gesäumt von schönen Rotbuchen gliedert sich der Pylon als bewusst künstlicher „Stamm“ in den malerischen Wald ein.

Schräger Stab in der Landschaft
Der Pylon besteht aus einem Rundrohr aus Stahl mit einer Höhe von ca. 76 Metern und einem Durchmesser von 0,8 m bis 2,0 m und ersetzt die vertikalen Elemente eines herkömmlichen Mastes. Um die Zugkräfte besser aufnehmen zu können wird dieser „Stab“ geneigt und rückwärts sowie seitlich abgespannt. Alternativ ist aus Transport- und Gewichtsgründen geplant das Rundrohr als Gitterstruktur aufzulösen und mit verchromten Stahlblechen zu verkleiden.

Isolatoren
Als Isolatoren sind Silikonlangstäbe geplant, welche durch ihre graublaue Einfärbung unscheinbarer als Porzellanlangstäbe sind.

Beschichtung Leiterseile
Um ein zu starkes Glänzen der Leiterseile zu verhindern und diese besser in den Waldhintergrund zu integrieren, ist geplant diese dunkelgrün zu beschichten.


TECHNISCHE BESCHREIBUNG

Vom Pylon zum Felsen
Das Tragseil und das Erdungsseil werden von einem Pylon zu einem geeigneten Felsbereich gespannt und mittels Felsanker gesichert. Die Situation neben dem Nockstein weist einige dazu geeignete Felserhebungen als Abspannpunkte auf. Die Spannrichtung zwischen Pylon und Felsen liegt fast genau in der Winkelsymmetrale zur Leitungsführung.

Tragstruktur für die Leitung
Das obere Tragseil bildet das Auflager für die beiden Erdungsseile, das untere Tragseil (evtl. auch Tragseile) bildet das Auflager für die sechs Dreierbündel der Leiterseile.
Das obere Tragseil ist mit Ø 80 mm vordimensioniert, das untere Tragseil mit Ø140 mm.

Statisch „weiches System“
Gemeinsam mit unserem Statiker als Spezialist für Pylonbrücken und Seiltragwerke haben wir uns nicht für ein starres, sondern für ein „weiches“ System entschlossen, welche die Durchbiegungen der Tragseile durch Abspannungen berücksichtigt und den Vorteil hat sehr dezent zu sein.

Pylon
Der Pylon wird ebenfalls 2 x ab- bzw. rückgespannt und mit Felsankern gesichert.
Konzipiert als Stahlrohr mit veränderlichem Durchmesser variiert dieser zwischen 150 cm am Fußpunkt, 200 cm am Angriffspunkt der Abspannung und 80 cm an der Spitze.
Bei einer Ausführung des Pylons als Gittermaststruktur ist eine Begehbarkeit und Wartung im Inneren möglich.

Sicherheitsabstände
Die vorgegebenen Sicherheitsabstände von 30 Metern der Klemmpunkte zum Boden und die Lage der Erdungsseile mit 9 Metern bzw. 36 Grad Blitzschutzkegel über den stromführenden Seilen sind eingehalten.
Back to Top